Rundbrief 2021 / Kindertagesstätte in Curitiba
Liebe Freunde der Kindertagesstätte!
Carlos, der Leiter der Kindertagesstätte, schreibt uns zum Ende des Jahres einen besonderen Dankesbrief. Ich gebe diesen Brief, übersetzt und leicht gekürzt, an Sie weiter.
Carlos schreibt:
Liebe Freunde und Spender der Kindertagesstätte!
Die Creche, mit allen ihren Mitarbeitern, möchte Ihnen auf diesem Wege für alle Hilfen, die wir im Laufe des Jahres von Ihnen erhalten haben, ganz herzlich danken. Am Ende eines Jahres sind wir aufgefordert, über den Weg, den wir gegangen sind, Rechenschaft abzulegen. 2021 war für uns ein Jahr mit vielen schweren Herausforderungen. Covid 19 hat uns gezeigt, wie verwundbar wir Menschen sind. Wir haben diese Herausforderungen angenommen und versucht, die uns gestellten Aufgaben nach Möglichkeit gut zu erfüllen. Das war aber nur mit Ihrer Mithilfe möglich. Dafür sagen wir Ihnen unseren ganz herzlichen Dank.
Wir haben im Laufe des Jahres 75 Kinder im Nichtschulalter (0-5 Jahre) und
50 Kinder im Schulalter (6-14 Jahre) betreut. Das ist im Vergleich zu den vielen Kindern, die in unserem Stadtteil leben, sicher nicht viel. Aber diesen Kindern und auch deren Familien hat es geholfen. Dessen sind wir uns sicher.
Im kommenden Jahr wollen wir 86 Kinder im Vorschulalter und 50 Kinder im Schulalter aufnehmen. Wir wissen nicht, wie das Jahr sein wird. Die Bedrohung durch Corona mit ihren Varianten bleibt weiterhin groß. Viel Vorsicht ist geboten. Wir wissen sehr wohl, dass wir die Arbeit nur tun können, wenn Sie uns weiterhin dabei helfen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Kindern nicht nur einen behüteten Ort zu ermöglichen. Wir wollen auch dazu beitragen, dass die Kinder zu verantwortlichen Mitbürgern unseres Landes heranwachsen. Dafür bitten wir um Ihre Unterstützung.
Wir grüßen Sie ganz herzlich, verbunden mit vielen guten Wünschen für das neue Jahr.
Im Namen aller Kinder und Mitarbeiter
Carlos Alberto Armange
In einem zweiten Teil noch einige weitere Informationen.
„Wir begannen das Jahr mit verschlossenen Türen“, schreibt Carlos in einem anderen Bericht. Erst im August durfte die Creche wieder ihre Türen öffnen. Aber die Arbeit hörte deswegen nicht auf. Konnten die Kinder nicht ins Haus kommen, so gingen die Mitarbeiter in die Häuser der Kinder. Sie brachten den Kindern Aufgaben, die sie in der freien Zeit machen sollten. Mit dieser Möglichkeit sollten die Kinder, die in der Coronazeit das Haus nicht verlassen durften, nicht nur beschäftigt, sondern auch gefördert werden. Die Kinder im Nichtschulalter haben da auch gerne mitgemacht. Bei der Gelegenheit haben die Mitarbeiter auch die Familien und ihre Wohnverhältnisse gut kennengelernt. Besonders fiel auf, dass viele Familien nicht mehr ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung hatten. So hat man sich kurzerhand entschlossen, Lebensmittelpakete und auch Hygienemittel zu verteilen. Das war für viele Familien eine große Hilfe.
Der Kontakt zu den älteren Kindern war allerdings sehr schwierig. Oft war es nicht möglich, sie zum Mitmachen zu motivieren. Das hat zu vielen Problemsituationen geführt.
Anfang August durfte dann die Creche wieder ihre Türen für die Kinder öffnen. Aber die Kinder kamen nur sehr zögerlich. Sie hatten einfach Angst. Alle hatten irgendwie Corona und die Konsequenzen in der eigenen Wohnung erlebt.
Der Wiederanfang war mit strengen Auflagen verbunden. Alle mussten Maske tragen. Immer wieder musste getestet werden. Spielsachen und Spielgeräte, auch auf dem Hof, mussten ständig desinfiziert werden. Das war kaum zu bewältigen.
Auf die Frage, welche Auswirkungen die Pandemie auf das Leben der Familien hatte, antwortet Carlos:
„Die meisten Väter haben ihre Arbeit verloren. Keine Arbeit bedeutete keinen Lohn, und kein Lohn bedeutete kein Brot. Die Familien lebten zum großen Teil sehr zurückgezogen. Sie versteckten sich in ihren kleinen Wohnungen. Auf die Straße ging nur, wer unbedingt musste. Trotzdem ist Corona nicht an den Häusern vorbeigegangen. Es gab kaum ein Haus ohne Kranke. Die ärztliche Versorgung war mehr als schlecht. Viele sind gestorben, darunter leider auch Geschwister unserer Kinder. Das hat seine Spuren hinterlassen.“
Alle haben auf dramatische Weise erleben müssen, dass die Regierung Bolsonaro die Pandemie vollkommen ignoriert hat. Erst als sich die Situation dramatisch verschlechterte, fühlte sich die Regierung gezwungen einzugreifen. Für viele war es leider viel zu spät. Sie sind vorher gestorben. Heute (im Dezember 2021) haben 76,6 % eine Erstimpfung erhalten, 62,25 % die Zweite. Die Situation im Lande hat sich enorm verbessert. Vieles ist nun wieder möglich geworden.
Nun richtet sich alle Hoffnung auf das neue Jahr. Was es wirklich bringen wird, vermag allerdings keiner zu sagen. „Wir gehen mit großen Hoffnungen, aber auch mit großer Sorge in das neue Jahr“, schreibt Carlos.
Das war so ein kleiner Einblick in die Sorgen und Freuden unserer Arbeit mit den Kindern. Hoffen und wünschen wir, dass es im neuen Jahr wirklich besser wird.
Allen wünschen wir ein gutes und gesegnetes neues Jahr.
Es grüßen Sie ganz herzlich
Ihre Gisela und Gunther Schick,
Niorter Str. 6a, 31832 Springe, Creche Bom Samaritano