Andacht im Gemeindehaus: Gedanken zu Stephen Hawking, einem besonderen Menschen
Stephen Hawking hatte dieses Schicksal: Kurz nach seinem
21. Geburtstag eröffneten ihm die Ärzte, dass er an einer seltenen Muskelerkrankung leide, für die es keine Therapie gebe. Wie lange er noch zu leben habe, konnte niemand sagen. Aber es war klar, dass sich sein Zustand immer weiter bergab bewegen würde. Stephen Hawking war damals, mit 21 Jahren, ein junger Physik-Doktorand. Und er wusste nicht einmal, ob er seine Doktorarbeit fertigstellen würde.
Dann aber überlebte er alle vorausgesagten, düsteren Prognosen und erreichte ein Alter von 76 Jahren. Im März 2018 ist er verstorben. Er wurde der bekannteste Physiker seiner Zeit. Er schrieb einen Bestseller nach dem anderen. Und er wurde mehrfach Vater und auch Großvater. Unwillkürlich fragt man sich da: Welche Zuversicht gab ihm Kraft, woraus schöpfte Hawking seinen erstaunlichen Lebensmut? Und was lässt sich daraus lernen für unseren eigenen Umgang mit Krisensituationen? Stephen Hawking erlebte keine wunderbare Heilung, noch ging seine Krankheitsgeschichte gut aus. Er hatte eine Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), die ihm zu schaffen machte. Diese Nervenerkrankung raubte ihm nach und nach die Kontrolle über seine Muskeln und schließlich verlor er auch seine Stimme.
Als Physiker war er ein nüchterner Kopf, der mit Religion oder mit Wunderglauben nichts anfangen konnte. „Ich fühlte mich irgendwie als tragische Gestalt“, erzählte er in seinen Memoiren. Er habe viel Wagnermusik gehört und wurde von wirren Träumen umringt. Er war ein ganz normaler Mensch und er meisterte seine Krise nicht mit übernatürlichen Fähigkeiten, sondern mit denselben Mitteln, die uns allen zur Verfügung stehen. Genau das macht ihn als Beispiel für die Kraft der Zuversicht so interessant. In dem Maße, in dem ihm die äußere Bewegungsfähigkeit genommen wurde, war Hawking gezwungen, seine innere Freiheit zu entdecken. Er entwickelte einen enormen Überlebenswillen. Als Stephen Hawking mit über 70 Jahren einen Text über die Zukunftsaussichten der Menschheit veröffentlichte, hatte er gesagt: „Das ist machbar. In Bezug auf die Spezies Mensch bin ich ein ungeheurer Optimist.“
Was uns hinsichtlich der Zukunft am meisten fehlt, ist die Antriebsenergie der Zuversicht. Zwischen Zuversicht, Optimismus und Pessimismus sind jene drei Frösche, die in einen Topf Sahne fallen.
Der pessimistische Frosch denkt: „Oje, wir sind verloren, jetzt gibt es keine Rettung mehr!“ Sagt´s und ertrinkt.
Der optimistische Frosch gibt sich unerschütterlich: „Keine Sorge, nichts ist verloren. Am Ende wir uns eine höhere Macht retten.“ Er wartet und wartet – und ertrinkt ebenso sang- und klanglos wie der erste.
Der dritte, der zuversichtliche Frosch hingegen sagt sich: „Schwierige Lage, da bleibt mir nichts anderes übrig als zu strampeln.“ Er reckt den Kopf über die Oberfläche und strampelt und strampelt bis die Sahne zu Butter wird und er sich mit einem Sprung aus dem Topf retten kann.
Zuversicht heißt also nicht, illusionäre Hoffnungen zu hegen, sondern einen klaren Blick für den Ernst der Lage zu behalten. Zuversicht heißt, die Freiräume zu nutzen, die sich auftun. Und seien sie noch so klein! Das Leben kann sinnvoll und zuversichtlich gestaltet sein, und es sind auf diese Weise Entwicklungen möglich, die man überhaupt nicht erwartet hätte. Amen