Vom Trost der kleinen Dinge
Es müssen nicht immer die großen, teuren Geschenke sein, die uns glücklich machen. Manchmal freuen wir uns über etwas Kleines ganz besonders. Vielleicht, weil es selbst gemacht ist oder weil es einen persönlichen Bezug zu dem Schenkenden oder mir selber hat. Im Leiden, in der Einsamkeit oder im Schmerz trösten uns selten große Worte oder Einsichten. Hilfreicher sind für uns oft die kleinen Gesten und Worte. Sie kommen weniger gewaltig daher, sind einfacher, bescheidener, stiller, sanfter. Das Kleine, das Schlichte hat eine unglaubliche Kraft, uns anzu-rühren und uns zu verwandeln. Es sind die kleinen Gesten und Zeichen des Mitgefühls, die kleinen Sätze des Verstehens, die kleinen Augenblicke wiederkehrender Freude, die vielen kleinen Versuche, Licht ins Dunkel zu bringen. Für das Kleine braucht es ein mutiges Herz, das nicht ängstlich vor dem armselig Anmutenden zurückschreckt. Es braucht ein wissendes Herz, das den göttlichen Geist in winzigen Dingen atmen sieht. Und es braucht ein großes Herz, das sich vor Zartem verneigen kann. Vielleicht braucht es ein Herz, wie Kinder es haben. Sie stehen nicht so sehr auf Orchideen oder Schachbrettblumen, sondern lieben vor allem Gänseblümchen. Sie betteln darum, beim Rasenmähen ein Stückchen Rasen stehen zu lassen, damit sie weiterhin Sträußchen pflücken, Kränze binden und Gartenstühle damit schmücken können. Jesus lehrt uns mit einem Gleichnis, die Kraft und das Potenzial im Kleinen zu achten. Das Reich Gottes wächst nämlich im und aus dem Kleinen. Es entfaltet seine Kraft im und aus dem Kleinen heraus.
Und er sprach: Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden? Es ist wie mit einem Senfkorn: Wenn das gesät wird aufs Land, so ist’s das kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, sodass die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können. (Markus 4, 30-34)
Mit diesen Gedanken, zu denen mich die Autorin Marion Küstenmacher inspiriert hat, wünsche ich Ihnen einen sonnigen, warmen und gesunden Sommer. Und den Blick und die Achtsamkeit für das Kleine und Einfache im Alltäglichen. Jedes Gänseblümchen, jedes Vogelgezwitscher, vielleicht auch das kleine blühende Unkraut zwischen den Fugen möge Sie an Gottes Kraft erinnern, die sich durchsetzt, Sie trösten, stärken, begeistern und erfreuen möge.
Ihre Pastorin Sonja Kantus